AG DOK - Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V.
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Spezial
Gedenken an Karl Baumgartner
vom 18.04.2014
Karl „Baumi“ Baumgartner ist am 18.03.2014 in Frankfurt am Main gestorben. Kollegen erinnern sich ...
Karl, genannt Baumi, war der italienischste unter den deutschen Produzenten. Mit Herz über Kopf, doch immer zielgerichtet und voller Hingabe. Er war so eigen, dass es schwer ist, ihn zu beschreiben. Diese Assoziationen bleiben: warmherzig, liebenswert, dickköpfig – eine Persönlichkeit! Ich trauere um Dich, Baumi.
Salwa Amin
Du warst nie ein lauter, aber immer ein zuverlässiger Verbündeter der unabhängigen Filmkultur. Der AG DOK seit ihrer Gründung verbunden, bist Du solidarisch dabei geblieben, auch als Du mit Kaurismäki und Kusturica in Cannes schon längst in einer anderen Liga gespielt hast. Einfach, weil es Dir wichtig war, unseren Verband und seine Forderungen zu unterstützen. Das war gelebte Solidarität. Danke, Baumi!
Thomas Frickel
Lieber Baumi, als Tonmann warst du eher lausig, als Co-Autor anregend und brillant, als Freund bist du unersetzlich. Es waren gute Zeiten, viel zu schnell vergangen.
Thomas Giefer
Karl Baumgartner, den alle Baumi riefen, lernte ich Anfang der 1980er-Jahre im Kreis der Redaktion der dokumentarischen Fernsehreihe „Schauplatz“ (WDR) kennen, die der Redakteur Georg Ossenbach initiiert hatte. Baumi kam als Teil der Frankfurter Gruppe zusammen mit Thomas Giefer, den ich schon länger über seine Filme kannte, und Enzo Edschmid. Diese Frankfurter Gruppe wirkte auf mich nicht so engstirnig wie manche andere in diesem Kreis. Baumi repräsentierte dabei für mich den Typus eines westeuropäischen Intellektuellen, der beispielsweise der italienischen Linken näher stand als deutschen Parteikadern (welcher Massenpartei auch immer). In meiner Erinnerung hatte er des öfteren die Zeitung „Lotta Continua“ in der Hand, wenn er einen Espresso trank und relativ entspannt dem Streit der anderen zuhörte. Unter den Filmen, an denen er beteiligt war, ist mir besonders „Diese spontane Arbeitsniederlegung war nicht geplant“ in Erinnerung, den er mit Thomas Giefer realisierte. Es handelt sich um eine Rekonstruktion eines „wilden Streiks“ in den Kölner Fordwerken 1973, den vor allem türkischstämmige Bandarbeiter begonnen hatte, und dem die IG Metall ihre Zustimmung verweigert hatte. Baumi begegnete ich in den Folgejahren nur zufällig – auf Festivals oder auf den üblichen Foren. Ich sah eine Reihe der nationalen und internationalen Kinofilme, die er und seine Kolleginnen und Kollegen von Pandora mit großem Engagement (ko-)produzierten und ins Kino brachten. In diesen Filmen entdeckte ich stets etwas von der politischen wie ästhetischen Unabhängigkeit, die Baumi schon in der „Schauplatz“-Gruppe ausgezeichnet hatte. Und genau das wird uns fehlen.
Dietrich Leder
Zum Glück konnte ich es neulich im Filmforum-Höchst Baumi noch selbst sagen: Du hast uns wunderbare Filme gebracht und uns Mut gemacht! Er freute sich über den Applaus im Publikum für ihn und den Äthiopischen Filmemacher, den er uns vorgestellt hatte.
Malte Rauch
Karl hatte immer auch die Kameraleute mit im Blick. Nach unserem goldenen Baeren fuer TUYAS HOCHZEIT kam prompt eine Gratulation an mich als DoP des Films, ohne dass wir uns damals schon kannten. Über die Ferne und über die Jahre entwickelte sich eine Verbindlichkeit, ohne sich dabei häufig zu sehen, ganz aus einer gelebten Selbstverstaendlichkeit heraus. Ich werde Karl immer in bester und wacher Erinnerung behalten.
Lutz Reitemeier
Wir hatten so sehr gehofft, aber es sollte nicht sein. Baumi war nicht nur ein leidenschaftlicher Liebhaber eines wunderbaren Kinos, er war ein warmherziger und immer ansprechbarer, hilfsbereiter Mitstreiter, der bereitwillig seine Erfahrungen weitergegeben hat, wie kein anderer.
Wolfgang Richter
Wer sonst noch in unserer Branche soviel Offenheit und menschliche Wärme wagte?
Baumi war einmalig!
Pavel Schnabel
Baumi??!! ..., das kann nicht sein ... Ende 80er und in den 90ern hatten wir filmisch und fußballerisch zu tun, und ich kann nur sagen, ich habe mich bis heute über niemanden in der gesamten Filmszene mehr gefreut als über ihn, seine bloße gegenwart hat schon gereicht. Er hatte eine Aura, die noch klassisch ... herzlich war ..., und ein so schönes Lächeln ..., ... es fehlen die Worte..., ich bin geschockt. Verdammtnochmal ... Film und Fußball, oder war´s Fussball und Film, und ... mit Trauergrüßen,
"baumifanfilmfreund" Peter Sempel
p.s.: Baumi, ich hab mir gerade nen großen Schluck Whisky reingekippt ...