AG DOK - Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V.
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Pressemitteilung
40 Jahre AG DOK auf dem DOK.fest München
Vom 06.05.2020
vom 06.05.2020
1980 hat alles begonnen: Ein kleiner Kreis von rund 80 enthusiastischen DokumentarfilmerInnen schließt sich zusammen, mit dem Ziel eine lebendige Dokumentarfilmkultur in Deutschland zu schaffen. Vierzig Jahre später ist die AG DOK ein Berufsverband mit mehr als 900 Filmschaffenden und damit einer der größten Filmverbände Deutschlands. In der Gründungserklärung hieß es bereits damals: „In einer Zeit der zunehmenden Isolierung der Menschen voneinander, der Machtlosigkeit des Einzelnen aufgrund undurchschaubar gewordener Entscheidungsmechanismen und Lebenszusammenhänge, ist bewußte Dokumentarfilmarbeit wichtiger als je zuvor.“ Die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre sorgten dafür, dass diese Aussage bis heute aktuell geblieben ist. Dokumentarfilme sind gerade in krisenhaften Zeiten lebenswichtig für eine gelingende Demokratie, weil sie Fenster zur Welt öffnen, Fragen aufwerfen, Zusammenhänge herstellen, und diverse Perspektiven und Haltungen kommunizieren. Gäbe es zu „wichtiger als je zuvor“ einen Superlativ, heute wäre er fällig.
Das DOK.fest München, das unter anderem von Mitgliedern der AG DOK aufgebaut wurde, feiert die Gründung der AG DOK mit einem Jubiläums-Programm: Vier Dokumentarfilme für vier Jahrzehnte. Jeder Film repräsentiert ein relevantes gesellschaftspolitisches Thema für das jeweilige Jahrzehnt: politischer Aufbruch und Frauenrechte in den 80ern, Hoffnung und Verlusterfahrungen in den Wendejahren Ende der 90er, Globalisierung und Deindustrialisierung im ersten Jahrzehnt der 2000er Jahre, Datenschutz und europäische Gesetzgebung als politische Aufgabe in den 10er Jahren.
Vierzig Jahre Dokumentarfilmgeschichte für vierzig Jahre AG DOK.
DAS JUBILÄUMS-PROGRAMM:
Die 80er- Jahre:
DER SUBJEKTIVE FAKTOR Deutschland 1981 – Regie: Helke Sander
Eine junge Studentin engagiert sich während der Studentenbewegung der 1960er Jahre immer stärker in der Frauenbewegung. Durch ihr wachsendes politisches Bewusstsein begehrt sie gegen die patriarchalen Machtstrukturen in der Politik auf, blickt aber auch auf ihr Privatleben. Denn den männlichen Revolutionären ist es durchaus recht, wenn die Kinder versorgt und der Abwasch getan wäre. In der betont subjektiven Darstellung, die sich kontrastreich aus Spiel- und Dokumentarfilmszenen zusammensetzt, schwingen die persönlichen Erfahrungen der Regisseurin Helke Sander mit.
Englischer/Originaltitel: DER SUBJEKTIVE FAKTOR. Produktion: Helke Sander Filmproduktion GmbH, ZDF. Produzent: Helke Sander. Länge: 138 min.
https://www.dokfest-muenchen.de/films/view/22401
Die 90er-JAHRE
LETZTES JAHR TITANIC Deutschland 1991 – Regie: Andreas Voigt
Lebensgeschichten, Schicksale, Alltagsgeschichten in Leipzig – aufgenommen von Dezember 1989 bis Dezember 1990 im letzten Jahr der Deutschen Demokratischen Republik. LETZTES JAHR TITANIC dokumentiert, wie Menschen in Leipzig die ersten freien Wahlen, die Einführung der D-Mark, die neu gewonnene Reisefreiheit, zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit und schließlich das Ende der DDR erleben. Subjektiv begleitet der Film die Umbruchszeit.
Englischer/Originaltitel: LAST YEAR TITANIC. Autor: Sebastian Richter, Andreas Voigt. Kamera: Sebastian Richter. Ton: Patric Stanislav. Schnitt: Angela Wendt. Produktion: DEFA-Studio für Dokumentarfilme. Produzent: Markus Mundt. Länge: 101 min.
https://www.dokfest-muenchen.de/films/view/22403
DIE 0-ER JAHRE
LOSERS AND WINNERS Deutschland 2006 – Regie: Ulrike Franke, Michael Loeken
Die Chinesen kommen – und zerlegen die stillgelegte, hochmoderne Kokerei Kaiserstuhl im Ruhrgebiet, um sie in Fernost wieder aufzubauen. Deutsche Koker beaufsichtigen den Abbruch, beharren auf Sicherheitsvorschriften, während 400 Chinesen nur den Anweisungen der eigenen Vorgesetzten folgen. Ihr Leiter Mo Lishi träumt von einem Mercedes, seine Arbeiter von mehr Wohlstand. Der Film macht neben den tragischen Folgen der Globalisierung auch die Komik dieses Culture Clashs erfahrbar.
Autor: Ulrike Franke, Michael Loeken. Kamera: Michael Loeken, Rüdiger Spott. Ton: Tilo Busch, SoundVision. Schnitt: Guido Krajewski. Musik: Maciej Sledziecki. Produktion: filmproduktion loekenfranke. Produzent: Ulrike Franke, Michael Loeken. Länge: 96 min.
https://www.dokfest-muenchen.de/films/view/22404
DIE 10-ER JAHRE
DEMOCRACY – IM RAUSCH DER DATEN Deutschland 2015 – Regie: David Bernet
„Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts.“ Der Grünen-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht soll als Verhandlungsführer des EU-Parlaments das Datenschutzgesetz reformieren. Im Kampf um Privatsphäre ist er ein Dorn im Auge der Wirtschafts-Lobby. Spannend wie ein Politthriller legt der Film komplexe Strukturen des EU-Apparates offen und macht den Wahnwitz eines Kompromisses im demokratischen System spürbar. Schwarz-Weiß-Bilder spiegeln ästhetisch und klug die Auflösung unserer Welt in digital patterns.
Autor: David Bernet. Kamera: Marcus Winterbauer, François Roland, Dieter Stürmer, Ines Thomsen. Schnitt: Catrin Vogt. Musik: Von Spar. Produktion: INDI FILM GmbH. Produzent: Arek Gielnik, Dietmar Ratsch. Länge: 104 min.
https://www.dokfest-muenchen.de/films/view/22405