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Film

Versuchslabor für die Kino-Zukunft

vom 19.09.2016

 

In der September/Oktober-Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, sind unter der Überschrift "Filmförderung und Professionalisierung" eine Reihe von Stellungnahmen "über Chancen und Grenzen des neuen Filmförderungsgesetzes", erschienen. Mit dabei auch ein Vorschlag des AG DOK-Vorsitzenden Thomas Frickel:

Versuchslabor für die Kino-Zukunft

Nein, an die Zahlen von »Fack ju Göhte« reicht er nicht heran. Rein wirtschaftlich betrachtet spielt der Dokumentarfilm in deutschen Kinos nur eine marginale Rolle. Aber hier geht es ausnahmsweise einmal nicht um »boxoffice«. Und deshalb sind sich alle Beteiligten einig: Der Dokumentarfilm ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Film- und Kinokultur, und das soll er, bitteschön, auch bleiben.

Gerade in einer Zeit, in der er in den Kinoprogrammen nur noch kurzzeitig oder gar nicht mehr  auftaucht. Das gleiche Schicksal teilen inzwischen übrigens auch viele kleine Arthouse-Spielfilme. Das sind Symptome eines tiefgreifenden Strukturwandels, dem sich alle Branchenbeteiligten gemeinsam stellen müssen: Kinos, Verleiher, aber auch Filmemacher und Produzenten.

Wichtig ist auch die genaue Analyse des Publikumsverhaltens und der sich rapide verändernden Nutzungsgewohnheiten. Ein »weiter so« führt in die Sackgasse. Der Dokumentarfilm ein Seismograph, der Erschütterungen schon lange vor dem flächendeckenden Erdbeben anzeigt, und der Möglichkeiten eröffnet, rechtzeitig vor dem Crash Strategien zur Schadensbegrenzung zu entwickeln.

Deshalb hat die AG Dokumentarfilm vorgeschlagen, das Genre zu einem Experimentierfeld zu machen, in dem sich frei von den strengen Regeln des Gesetzes innovative Wege zur Finanzierung, Produktion und Distribution von Kinofilmen erproben lassen. Z. B. mit integrierten Konzepten, in denen die bisherige Dreiteilung des Förderprozesses in Entwicklung, Produktion und Vertrieb aufgehoben wird. Oder mit Herausbringungsmodellen, die Filme sehr viel früher auf anderen Ausspielwegen verfügbar machen.

Das alles soll auf ein Marktsegment begrenzt sein, das den Kinos finanziell nicht wehtut. Zumal das Filmförderungsgesetz dem Dokumentarfilm schon heute besondere Rahmenbedingungen gewährt: Zur Ermittlung der wichtigen Referenzpunkte können auch Dokumentarfilm-Besucher sogenannter »nichtgewerblicher« Vorführungen herangezogen werden – ein Privileg, das unbedingt erhalten bleiben muss, weil Vorführungen außerhalb gewerblicher Kinos für die Auswertung dieser Filme immer wichtiger werden.

Die Zeit drängt. Während der vierjährigen Laufzeit des neuen FFG muss es gelingen, tragfähige Modelle für die Zukunft zu entwickeln. Es entscheidet darüber, ob der Dokumentarfilm Bestandteil unserer Film- und Kinokultur bleibt. Und ob unsere Kinolandschaft ihre Lebendigkeit und Vielfalt bewahren kann.

Thomas Frickel

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