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AG DOK Südwest ehrt mutige Filmemacherin aus dem Südwesten

Nina Gladitz bewies Courage gegen Leni Riefenstahl und verlor gegen den WDR

vom 04.04.2024

Foto: Josef Bischofberger.
v.l.n.r.: Guliano Reinhardt, Astrid Bischofberger, Prof. Dr. Sabine Rollberg (Sprecherin der AG DOK Südwest), Jovica Arvanitelli (Landesverband Deutscher Sinti & Roma Baden-Württemberg)

Von Sabine Rollberg.

Nina Gladitz war eine vielversprechende Filmemacherin, die Mitte der siebziger Jahre in Freiburg eine Produktionsfirma und ein Umweltfilmfestival gegründet hatte. Im Rahmen der Woche gegen Rassismus veranstaltete die AG DOK Südwest Ende März gemeinsam mit dem Kommunalen Kino eine Vorführung ihres Films „Zeit des Schweigens und der Dunkelheit“, über die auch die Süddeutsche Zeitung, KNA und Kontext berichteten.


In Anwesenheit von Angehörigen der Sinti-Familie Reinhardt wurde ein Dokumentarfilm gezeigt, der 40 Jahre im sogenannten Giftschrank des WDR mit Sperrvermerk für die Öffentlichkeit unzugänglich war, weil Leni Riefenstahl gegen die Autorin des Films geklagt hatte. Leni Riefenstahl hatte trotz zweier Gerichtsinstanzen nur in einem Punkt Recht bekommen: Der Satz, Leni Riefenstahl habe den Sinti und Roma, die in ihrem Film Tiefland als Statisten mitwirkten, versprochen, sie vor Auschwitz zu retten, wurde vom Gericht als nicht beweisbar angesehen, obwohl ein anwesender, aber nicht offiziell geladener Sinto dies bestätigt hatte. Auch durfte die Filmemacherin Nina Gladitz diesen Satz nicht streichen, um den Film international weiterverkaufen zu können. Sie hatte im Auftrag des WDR ein Mitglied der Familie Reinhardt auf Spurensuche in die eigene Vergangenheit geschickt. Er war als Kind wie 132 andere Sinti und Roma von Leni Riefestahl als Statist für den Film Tiefland gecastet worden. Sie alle erhielten keine Entlohnung, sondern nur das Versprechen, anschließend nicht nach Auschwitz deportiert zu werden. 69 von ihnen wurden dort nachweislich vergast.
Nina Gladitz, die mit dem Film "Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv" bekannt geworden war, gründete mit ihrem Bruder Peter Krieg Mitte der 70er Jahre in Freiburg eine Produktionsfirma und ein Umweltfilmfestival.

Die Auseinandersetzung mit dem WDR und ihre lebenslangen Recherchen über Leni Riefenstahl zehrten an ihrer Lebenskraft. Sie starb 2021 völlig verarmt, erlebte aber noch, dass ihr Buch ”Leni Riefenstahl - Karriere einer Täterin”, an dem sie jahrzehntelang geschrieben hatte, in einem Schweizer Verlag erschien.

Pressespiegel:
KNA-Nachrichtendienst vom 21.03.2024 (hinter Paywall)
Wochenzeitung Kontext vom 27.03.2024
Süddeutsche Zeitung vom 30.03.2024 (hinter Paywall)

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