AG DOK - Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V.
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Spezial
AG DOK West veranstaltet Monschauer Dokfilmwerkstatt
vom 23.09.2015
Vom 4. bis 6. September 2015 hatte die AG DOK West in Kooperation mit dem belgischen Dokumentarfilmverband FLANDERS DOC zu einem Wochenend-Workshop ins idyllische Eifelstädtchen Monschau eingeladen.
Die 16 Teilnehmer des Workshops waren zusammengekommen, um sich gegenseitig Filme und aktuelle Projekte vorzustellen und zu besprechen. Drei Tage des fruchtbaren Austauschs, an dem ebenso erfahrene Dokumentarfilmer, wie auch Filmstudenten bzw. frische Filmschulabsolventen teilnahmen.
Da der Workshop international ausgerichtet war, einigte man sich auf Englisch als Veranstaltungssprache. Neben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Region der AG DOK West waren drei Kollegen aus Belgien und einer aus Holland dabei. Es war sogar eine Kollegin aus dem Süden des Landes angereist. Sabine Willmann aus der Schillerstadt Marbach am Neckar, Regionalvertreterin der AG DOK Südwest. Sie plant für die Zukunft ebenfalls ein solches Treffen.
Filme gucken und drüber reden war das Hauptanliegen der Veranstaltung. 18 Filme und Filmprojekte standen insgesamt auf dem Programm. Dabei ebenso fertige Filme, wie Filme, die als „Work in Progress“ vorgestellt wurden. Zur Vorführung kamen lange Dokumentarfilme ebenso wie Kurzfilme.
Foto: Sabine Willmann
Die Schlosskapelle von innen.
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Foto: Sabine Willmann
Michael Chauvistré und Miriam Pucitta.
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Michael Chauvistré und Miriam Pucitta hatten ihren neuen Langfilm „Beer Brothers“ mitgebracht. Sehr dicht verfolgen sie darin das Leben der beiden Brüder René und Helmut Schwichtenberg, die einer alten Familientradition folgend, zwischen Aachen und China das Brauerhandwerk pflegen und dabei Höhen und Tiefen erleben.
Werner Müller stellte unter dem Titel „Mich kriegt ihr nicht!“ sein Portrait des Kölschen Juden Manfred Weil vor. Ein Film über eine Flüchtlings-Odyssee zur Zeit der Shoah, in dem es trotz aller Tragik auch einiges zu lachen gibt.
Der Kurzfilm des Belgiers Guillaume Vandenberghe über den Suizid seines Vaters lieferte ohne Worte tiefe Emotionen. Die Belgier Mark Daems und Fons Feyaerts zeigten Experimentelles und zusätzlich „Work in Progress“. Der Langfilm „The King of Mont Ventoux“ lieferte ein spannendes, fiktives Radrennen um den Sieg der Tour de France Bergetappe. Zusammengestellt war er aus 5 Rennen verschiedener Etappensieger seit 1970, als noch Radsportlegende Eddy Merckx gewann. Die Doku wurde bereits auf ARTE gezeigt.
Zweites Projekt des belgischen Teams war ein erst in Fragmenten vorliegendes Portrait eines deutschen Raketenbauers, der mittlerweile in der Südsee lebt. Die Dokumentarfilmer aus Belgien interessierte unter anderem, wie ihre deutschen Kollegen die hiesigen Vermarktungsmöglichkeiten einschätzen.
Ihren Abschlussfilm bei der Folkwang Universität stellte Tina Schimansky aus Köln vor. Unter dem Titel „Mrs. Highlander“ hat sie ein Bild der Lebenssituation ihrer nach Schottland ausgewanderten Freundin gezeichnet.
Ihren Abschlussfilm bei der IFS in Köln über ein Kinderheim mit zumeist schwerst behinderten Kindern in Kirgisien zeigte Maria Titova aus Köln, die auch ihre Cutterin Kathrin Ganser zum Workshop mitgebracht hatte.
Einen Einblick in seine „Polnische Trilogie“ gab der Bonner Filmemacher Kai von Westermann mit seinem stark bebilderten Film „Der Pole“.
Foto: Michael Chauvistré
Guillaume Vandenberghe, Mark Daems, Fons Feyaerts und Kai von Westermann.
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Foto: Michael Chauvistré
Das malerische Monschau mit Blick auf eine der Gaststätten in der Altstadt.
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Dagmar Diebels und Tom Meffert stellten in ihrer Dokumentation das Projekt der amerikanischen Künstlerin Christy Hengst aus Santa Fe mit dem Titel „Birds in the Park“ vor. Ein Kunstprojekt, dessen eigentliches Thema der Krieg ist.
Sabine Willmann portraitiert in einem 90 Minuten-Film von 2002, „Wer sucht, erfindet“ die Dübel-Familie Fischer. Der Film entstand für den SWR und zeigt, wie sich ein mittelständischer Familienbetrieb in der globalisierten Welt positioniert.
Miriam Pucitta trug ihr neuestes Filmprojekt sozusagen vom Blatt vor. Sie trug unter dem Titel „Suche nach dem Glück“ Skizzen zu einer auf der eigenen Familiengeschichte gründenden Studie über Arbeits-Migrantinnen in der Schweiz vor. Das noch sehr frühe Stadium des Projektes gab den Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, die Entwicklung eines Filmstoffes quasi weit vorgeburtlich mitzuerleben und so möglicherweise auch einen gewissen Einfluss auf das Wesen des „Babys“ zu nehmen, das da gerade ausgetragen wird.
Die Filmemacher stellten ihre Projekte jeweils kurz vor. Nach der Projektion folgte dann eine Besprechung in großer Runde. Diese Diskussionen verliefen allerdings so rege, dass der Entschluss gefasst wurde, beim geplanten nächsten Treffen im kommenden Jahr eine Redezeitbegrenzung auf eine halbe Stunde pro Film einzuführen.
Michael Chauvistré aus Aachen war der Hauptorganisator des Treffens - unterstützt von seiner Frau Miriam Pucitta sowie Petra Hoffmann und Werner Müller aus Köln. Michael Chauvistré hat als Mitbegründer der Inselfilm-Events auf Poel und auf der Fraueninsel im Chiemsee bereits einiges an Erfahrung in Sachen Dokumentarfilmer-Treffen.
Am Ende äußerten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr zufrieden mit Konzept und Ablauf der Veranstaltung. Dazu trug sicher auch das schöne Ambiente des Tagungsortes bei. Die oberhalb des pittoresken Örtchens Monschau gelegene Schlosskapelle. Dort war eine gute Projektion installiert, und der Raum bot zudem die Möglichkeit, mittags nett zusammen zu essen und am Nachmittag Kaffee und Kuchen zu sich zu nehmen, ohne allzu viel Zeit zu verlieren. Das angebotene Essen war sehr gut. Das Servicepersonal war ausgesprochen freundlich.
Unterkunft, um die sich die Teilnehmer selber kümmern mussten, konnte man in einem der Hotels im Ort oder in der nahe gelegenen Jugendherberge nehmen. Zu sehr gut bezahlbaren Preisen. In Monschau gibt es einige schöne Lokalitäten, in denen man den Tag ausklingen lassen konnte.
Alles in allem eine runde Sache: Schöner Ort, ruhige Lage, schöne Umgebung, gutes Essen, gute mobile Projektion und – vor allem – interessante Projekte und eine anregende Kommunikation.
Auf jeden Fall soll die Monschauer Dokfilmwerkstatt 2016 fortgesetzt werden.
Das Organisationsteam