AG DOK - Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V.
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Filmreihe: "Im Zeichen des Widerstands"
Goethe-Institut in Kooperation mit der AG DOK
from 15.04.2021
Der dokumentarische Blick lässt Bilder entstehen, die neue oder fremde Welten eröffnen. Die Kamera kann große, berührende oder verstörende Momente festhalten.
Der Dokumentarfilm hat in Deutschland mit der Gründung der AG DOK im Jahr 1980 seinen eigenen Berufsverband gefunden und damit seinen Weg in eine neue Professionalisierung beschritten. In Duisburg kamen damals 84 FilmemacherInnen zusammen und gründeten die "Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm" / AG DOK. Mit diesem Verband engagierten sie sich für bessere Sendezeiten und Vergütungen, und sie gründeten sogar ein eigenes Dokumentarfilmfestival in München.
Ihre frühen Themen spiegeln die gesellschaftlichen Debatten in der damaligen BRD: die Friedensbewegung, die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit, den Kampf gegen Atomkraft und für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt.
Heute, über vierzig Jahre später, ist die AG DOK mit mehr als 900 Mitgliedern eine der mitgliederstärksten Interessensvertretungen der Filmschaffenden in Deutschland. Unzählige Dokumentarfilme sind in dieser Zeit gedreht worden. Sie erzählen Geschichten und sie sind Geschichte. Sie sind Zeugnisse historischer und politischer Prozesse in der erst bundesdeutschen, dann gesamtdeutschen Gesellschaft. Engagiert und wach richten die Filmemacher ihren Blick immer wieder auf die Dynamiken der Zivilgesellschaft.
"Im Zeichen des Widerstands" ist der Titel dieser Filmreihe (unten die Liste der vom Goethe-Institut ausgewählten Filme - in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das Angebot jedoch aus lizenzrechtlichen Gründen leider nicht verfügbar). Eine konzentrierte Auswahl von vierzehn Filmen erzählt von den Debatten und Konflikten, die in den letzten vier Jahrzehnten das Land geprägt haben. FilmemacherInnen in der damaligen BRD begleiteten die aufkommende Umweltbewegung. Sie schilderten die Situation der Frauen, die sich in den 1980er Jahren für Chancengleichheit und Gleichberechtigung engagierten, sie befragten Überlebende zum Widerstand im Dritten Reich. FilmemacherInnen in der DDR dokumentierten 1989 die friedliche Revolution und den anschließenden Verfall ihres Staates.
Doch auch in einer -seit den 1990er Jahren- gesamtdeutschen AG DOK durchziehen ähnliche Motive und Themen die Filme. Gesellschaftliches Engagement ist weiterhin ein Antrieb für viele FilmemacherInnen. Das kann sogar im ganz kleinen, privaten Raum seinen Ausdruck finden, wenn der Widerstand gegen eine heimtückische Krankheit alle Kräfte einfordert.
Neue gesellschaftliche Herausforderungen spiegeln sich in den Filmen der letzten zwanzig Jahre wider. Themen wie Globalisierung, Migration und politische Radikalisierung werden aufgegriffen und filmisch umgesetzt.
Mit ihrem starken Netzwerk, großer Beharrlichkeit und filmpolitischem Engagement hat die AG DOK über die gesamte Zeitspanne von 40 Jahren hinweg die Professionalisierung und Anerkennung des Dokumentarfilms als künstlerische Ausdrucksform wesentlich geprägt.
Das manifestierte sich seit den 1980er Jahren auch in der Vergabe von Filmförderung und Filmpreisen in der Kategorie Dokumentarfilm. Die Geschichte der AG DOK als Interessensvertretung der Filmschaffenden im Dokumentarfilmbereich zeigt dabei durchaus Parallelen zu zivilgesellschaftlichen Bewegungen. Beide konnten und können relevante Veränderungen anstoßen.
Gleichzeitig spiegeln sich die im Lauf der Jahre stark gewandelten Produktionsbedingungen in den Filmen wider: vom 16-mm-Film zur digitalisierten Produktion, von der Ein-Personen-Rucksack-Produktion hin zu großen und gut vernetzten Produktionsfirmen, die für den internationalen Markt produzieren.
Die Kuratierung dieser Filmreihe verantwortete Dr. Kay Hoffmann, Studienleiter Wissenschaft im Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart; bei der Vorauswahl half Gudrun Geyer, die frühere Leiterin der Dokumentarfilmfestivals München. Vierzehn Filme können nun in Form eines Online-Festivals weltweit bei den Goethe-Instituten entdeckt werden. Sie laden ein zu spannenden Diskussionen und Analysen.
Herzlichen Dank an das Goethe-Institut! Renate Heilmeier und Marc-André Schmachtel haben diese Reihe ermöglicht und mit viel Verve unterstützt. Auch im Namen der AG DOK freue ich mich, dass meine spontane Idee hier ihre Umsetzung gefunden hat. Mein Dank gilt nicht zuletzt Thomas Frickel, der den Verband 34 Jahre lang erfolgreich geleitet und mich bei der Umsetzung dieser Filmreihe unterstützt hat.
Das Jubiläum der AG DOK ist der Anlass für diese Reihe.
Vierzig Jahre AG DOK! Feiern Sie mit uns.
Sabine Pollmeier
Vorstandsmitglied der AG DOK und Produzentin der Firma PARNASS FILM
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DIE FILME:
KEINE STARTBAHN WEST. EINE REGION WEHRT SICH
R: Thomas Frickel, Regine Heuser, Gunter Oehme, Wolfgang Schneider, Rolf Silber, Michael Smeaton, BRD 1982
SPALTPROZESSE
R: Bertram Verhaag, Claus Strigel, BRD 1987
LEIPZIG IM HERBST
R: Andreas Voigt, Gerd Kroske, DDR 1989
DER SUBJEKTIVE FAKTOR
R: Helke Sander, BRD 1981
AM SEIDENEN FADEN
R.: Katharina Peters, D 2004
WENN ÄRZTE TÖTEN – ÜBER WAHN UND ETHIK IN DER MEDIZIN
R: Hannes Karnick, Wolfgang Richter, D 2009
FRITZ BAUER – TOD AUF RATEN
R: Ilona Ziok, D 2010
BLACK BOX BRD
R.: Andres Veiel, D 2001
WILDES HERZ
R.: Charly Hübner, Sebastian Schultz, D 2018
REVISION
R.: Philip Scheffner, D 2012
NEUKÖLLN UNLIMITED
R.: Agostino Imondi, Dietmar Ratsch, D 2010
LAND IN SICHT
R: Judith Keil, Antja Kruska, D 2014
LOSERS AND WINNERS
R: Ulrike Franke, Michael Loeken, D 2007
TASTE THE WASTE
R: Valentin Thurn, D/Korea/NL 2011, 92 min