AG DOK - Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V.
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Rückblick auf das 2. Halbjahr 2016 der AG DOK Südwest
from 09.01.2017
ROUND TABLE DOKUMENTARFILM 8.11.2016
Durch Vorgespräche der AG DOK Südwest im Verlauf des Jahres konnten wir den Impuls dafür geben, dass die MFG Filmförderung am 8.11. Dokumentarfilmproduzenten und Filmemacher zu einem Round Table Dokumentarfilm einlud.
Neben dem Leiter der Filmförderung, Carl Bergengruen, stellten sich Martina Zöllner, die Hauptabteilungsleiterin Film und Kultur beim SWR und die SWR-Redakteure Kai Henkel und Simone Reuter den Fragen der Runde von etwa 50 Filmemachern und Filmemacherinnen, darunter auch der AG DOK Vorsitzende Thomas Frickel. Von 16 bis 18 Uhr konnten die wichtigsten Themen diskutiert und beim anschließenden Imbiss vertieft werden. Am Ende waren sich alle einig, dass eine Fortsetzung des Treffens zeitnah stattfinden soll.
Über das Thema faire Bezahlung stieg die Runde in die Diskussion ein. Ein Filmemacher verdiene nicht selten nur um die 2 Euro Stundenlohn, wenn er seinen Aufwand berechne, der u.a. die Recherche beinhalte, die in Kalkulationen nicht abbildbar sei. Es wird auf den Mindestlohn hingewiesen und dass Sender wie Förderung doch nur noch Produktionen, die das leisten können, berücksichtigen sollten. Trotz Verweis auf das Tariftreuegesetz Baden-Württembergs sieht Carl Bergengruen dabei Probleme in der Umsetzung, möchte dieses Thema jedoch im Jahr 2017 angehen. Insgesamt wird mehr Produktions- und Kalkulationsrealismus gefordert, wofür sich auch Redakteur Kai Henkel ausspricht.
Danach ging es um Themen und Formate. Warum wollen wir Dokumentarfilme machen? Martina Zöllner spricht von radikaler Veränderung im Fernsehen. Die Geduld der Zuschauer nähme ab, junge Zuschauer schauten second stream, das Rezeptionsverhalten hätte sich sehr verändert. Aus den Reihen kommt die Kritik, dass Menschen durch immer gleiche Erzählweisen und Formate konditioniert würden. Man müsse freiere Formate realisieren, auch mehr in Richtung Kunst. Der Bildungsauftrag des Fernsehens kommt zur Sprache.
Martina Zöllner: “Was bietet ihr uns an, welche Stoffe? Wir wollen nicht nur Postkartenfernsehen. Zeigt nicht nur die schöne Welt, nicht nur Affirmatives.” Inhalte, die die Welt kritisieren hin zu ihrer Verbesserbarkeit seien genauso erwünscht. Hier wird das Problem benannt, dass aktuell Politisches mit den Zeitläufen von Sendern selten realisiert werden kann.
Im Weiteren wünschen sich viele, dass wieder mehr 30- und 45-Minüter produziert werden und dies vor allem im Wege der Vollfinanzierung. Martina Zöllner erwidert, dass der Sender mit Geld ins Kino reingehe und dafür sogar in Kauf nehme, dass er Sperrfristen bis zur Ausstrahlung einhalten müsse.
Sie erläutert, dass nicht mehr voll finanziert werden könne, auch deshalb würde man zusammen mit der Förderung arbeiten. Kai Henkel bestätigt, dass heute mehr als früher gespart werden müsse.
In der Diskussion um flexiblere Sperrfristen stellt sich heraus, dass diese je nach Film Sinn machen. Nicht jedes Thema macht im Kino seinen Weg, auch nicht nach längerer Phase des Sich-Herum-Sprechens. Das liege aber auch an den Marketingbudgets.
Simone Reuter will aus der Sicht der betreuenden Redakteurin nochmals auf Inhalt eingehen, jenseits von Berufung oder Geldzwängen, wären aktuelle, wichtige Inhalte gefragt.
Als es um die Sendeplätze für den Dokumentarfilm geht, wird auch darüber gesprochen, dass der Mittwochsplatz durchaus für eine dokumentarische Reihe genutzt werden könnte.
AG DOK Vorsitzender Thomas Frickel schlägt vor, gemeinsam mit dem SWR und AG DOK Autoren und Autorinnen eine dokumentarische Reihe zu konzipieren, ähnlich wie die ARD Reihe “16 x Deutschland” - eine dokumentarische Reihe, frei von Quotendruck, die die Region porträtiert und ungewöhnliche Erzählformen und Perspektiven wählt.
Es wird auch darüber gesprochen, dass es immer relevanter wird, ein senderinternes “Verkaufspapier” zu schreiben, es ginge auch gar nicht mehr um das Filmthema, der merkantile Gedanke stünde zu sehr im Vordergrund.
Simone Reuter geht unter anderem auf die Kulturdokumentationen ein und dass die Struktur das Problem sei, man müsse mehr als einen Redakteur überzeugen und – die Sender seien im Wettbewerb miteinander, alle wollen Kultur-Dokus landen.
Aus den Reihen kommt die Forderung, dass die Quotenhörigkeit doch mal hinterfragt werden müsse und wie und ob diese Zahlen überhaupt (noch) adäquat zustande kämen. Es müsse breiter gemessen werden, z.B. alle Klicks in Mediatheken usw. und es müsse auch ein qualitatives Moment in der Messung dazu kommen.
Es kristallisiert sich heraus, dass ein wirkungsvoller Weg nur über die Rundfunkräte laufen kann - die Politik müsse auf Strukturprobleme aufmerksam gemacht und Änderung eingefordert werden.
Martina Zöllner ergreift das Schlusswort: “Wir brauchen die Filme, die die Horizonte öffnen und wir wollen Partner sein, ihr sollt das aber auch sein!”
FILMPODIUM SÜDWEST 30.11.2016
Wie wichtig es ist, an der Verbesserung der Situation für den Dokumentarfilm dran zu bleiben, zeigte das Filmpodium Südwest, eine Podiumsdiskussion die am 30.11. unmittelbar vor der Eröffnung der 22. Filmschau Baden-Württemberg stattfand, bei der Wieland Backes die Moderation übernommen hatte.
Thomas Schadt, Direktor der Filmakademie Baden-Württemberg, Petra Olschowski, neue Staatssekretärin im Ministerium für Kunst, Wissenschaft und Forschung, die Produzenten Andrea Block von den LUXX STUDIOS und Jochen Laube, Geschäftsführer der Sommerhaus Filmproduktion, und MFG-Chef Carl Bergengruen diskutierten unter anderem vor und mit dem Publikum über VFX und Spielfilm, die Bezahlung und die Ausbildung vor Ort, die sich nur um die Heads of Departments bemühe, nicht aber um die Ausbildung von Aufnahmeleitern, Regieassistenten, Kameraassistenten etc. und somit nicht genug Infrastruktur für einen Filmstandort schaffen würde.
Während Thomas Schadt von den Schwierigkeiten eines dezentralen Filmstandortes sprach, hielt Petra Olschowski auch die weichen Faktoren eines Standortes für sehr wichtig, denn Kreativität speise sich auch aus dem kulturellen Angebot, das einen umgebe. Insofern stehe sie genauso stark für die Förderung und Stärkung der Theater, der Bildende Kunst und anderer Sparten ein, wie für den Film.
Der Dokumentarfilm fand kaum Platz in der Diskussion, obwohl Stuttgart ein traditionsreiches Pflaster dafür ist.
Im Nachgang konnten wir mit Petra Olschowski ein Gespräch führen und auf die Bedürfnisse des Dokumentarfilms hinweisen, der als Fenster zur Welt für Toleranz und Demokratieverständnis eine wichtige Rolle spielt. An dieses Gespräch werden wir im März 2017 anknüpfen.
PRE FIXE VERANSTALTUNG – AG DOK GAGENRECHNER 12.12.2016
Das AG DOK Südwest-Jahr ging mit einer Kooperationsveranstaltung mit der MFG zu Ende.
Am 12.12. führte David Bernet, AG DOK Vorstandsmitglied und Regisseur des Films "Democracy - im Rausch der Daten" - beim Pre Fixe, einem Veranstaltungsfenster vor dem MFG-Jour Fixe in das Thema “Finanz Know How: Wie kalkuliere ich meine Arbeit richtig” ein und stellte das Online-Tool “Gagenrechner” vor.
Vor 30 Filmschaffenden sprach er über den Wert der Arbeit und wie man ihn mit dem Tool errechnen kann. Auch wenn der Einwand aus den Reihen der Teilnehmenden berechtigt ist, dass dieser Kalkulationsrealismus noch lange nicht bedeutet, dass man dieses Geld von Sendern oder Förderern auch bekommt, war doch klar, dass der „Honorar-Rechner“ AutorInnen und RegisseurInnen künftig helfen wird, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie viel Arbeit sie in ein Projekt investieren und was diese Arbeit wert ist.
Ziel dieses Online-Tools ist es, die „marktüblichen“ Pauschalen langfristig durch realistische, aufwandsbezogene Pauschalen zu ersetzen und so den Markt an faire und angemessen Gagen auch für Buch und Regie zu gewöhnen.
Wir wünschen allen ein erfolgreiches Filmjahr 2017 und gutes Gelingen der gemeinsamen Ziele der AG DOK!
Sabine Willmann
Dipl. Regisseurin & Autorin
AG DOK Südwest Regionalvorstand
Mitglied im Deutschen Kulturrat
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Sarah Moll
Dipl. Regisseurin & Autorin
AG DOK Südwest Regionalvorstand
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