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Prof. Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste – Grußwort zur AG DOK- Mitgliederversammlung

from 01.03.2016

Von Jeanine Meerapfel,
Pariser Platz, Plenarsaal, 13. Februar 2016.


Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Alice, lieber Thomas,

für mich ist es ein besonderes Glück, euch heute als Präsidentin der Akademie der Künste hier in diesem Haus zu begrüßen. Als Thomas Frickel mich bei der großen Urheberrechtskonferenz in der Akademie Anfang Dezember fragte, ob die AG DOK nicht hier tagen könnte und ob sie nicht vielleicht besondere Konditionen haben könnte, da freute ich mich, dass ich die Präsenz der AG DOK hier unterstützen konnte.
Die Dokumentaristen sind in diesem Haus mehr als willkommen. Ich bin sowieso eine von euch. Seit vielen Jahren bin ich Mitglied bei der AG DOK.

Foto: Hannes Karnick
Jeanine Meerapfel (Mitte des Podiums), Präsidentin der Akademie der Künste und AG DOK-Mitglied, begrüßt die AG DOK-Mitglieder zu ihrer Mitgliederversammlung 2016 in ihrem Haus am Pariser Platz.


D.h. ich genieße wie Sie alle das Privileg, die Postlist, die uns alle auf wunderbare Weise elektronisch verbindet, mit allen informativen und teilweise skurrilen Mitteilungen der Mitglieder mitzukriegen. Abgesehen von  der Postlist: Ich glaube, dass kaum ein anderer Filmverband so fundierte Pressemitteilungen herausgibt, die die politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen in unseren Medien und unserer Berufswelt beschreiben / kritisieren / kommentieren, wie die AG DOK. Danke dem Vorstand und den Mitarbeitern dafür.
 
Die Mitgliederversammlung heute wird sich mit dringenden Themen beschäftigen: in erster Linie mit der Reform des Urhebervertragsrechts, das vor der Tür steht. Wenn es ums Urheberrecht geht, geht es immer auch um ein hart erkämpftes Menschen- und Freiheitsrecht, das Recht aufs geistige Eigentum.
Es geht aber auch um Geld und Produktionsmittel. Ein glaubwürdiges Urheberrecht der Zukunft muss aus Sicht der Kreativen realisierbare Geschäftsmodelle entwickeln helfen, die Erträge garantieren.

Kunst ist schön, aber kostet Geld, und auch die Dokumentaristen müssen von etwas leben: es sollte keine Utopie bleiben, dass sie von ihrer Arbeit leben. Deshalb muss auch unbedingt das Mitspracherecht der Urheber gegenüber den Rechteverwertern gestärkt werden. Mein Vorgänger als Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, hat sich schon vor Jahren für ein urheberbetontes Urheberrecht eingesetzt. Diese Haltung trage ich weiter.

Es gibt seitens der Politik gute Signale: schon mit der Bereitstellung weiterer 15 Millionen Euro hatte die Staatsministerin Monika Grütters ein deutliches Zeichen zu Gunsten der kulturellen Filmförderung des Bundes gesetzt. Erfreulich ist die beabsichtigte Gleichbehandlung des Dokumentarfilms mit anderen Förderbereichen.

Das zeigt sich zum Beispiel in der Schaffung einer gezielten Stoffentwicklungsförderung – ich zitiere: "für die ausführliche und fundierte Recherche für besonders kinorelevante programmfüllende Dokumentarfilme von Autorenfilmern“ (ob “kinorelevant” so wichtig ist in der digitalen Ära, lasse ich mal außen vor).

Auf jeden Fall werden mehr eigene Mittel für die Autoren und Produzenten mehr Unabhängigkeit, mehr Freiheit, ein besseres “Standing”, bringen.

Das wird vielleicht auch dazu verhelfen, die Stellung der Dokumentaristen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern endlich aufzuwerten. Und weiter muss natürlich die Forderung nach einem regelmäßigen Sendeplatz für Dokumentarfilme aufrecht erhalten werden. Das Öffentlich-rechtliche Fernsehen räumt zu viel Sendeplatz ein für flache Fiktionalisierungen von Stoffen; die eigentlich besser dokumentarisch bearbeitet werden sollten:

Machen wir weiter – denn einem Europa, einer Welt, die konstant zu kippen droht, einer Welt, in der Grenzen geschlossen werden sollen, müssen wir eine Welt mit Bildern der Aufklärung, der Poesie und des Respekts vor dem „Anderen“ entgegensetzen.
Es ist noch viel zu tun.

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