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ARD lässt Dokumentarfilm-Verhandlungen scheitern
Pressemitteilung vom 11.11.2012
from 11.11.2012
Nach monatelangen Verhandlungen um bessere Rahmenbedingungen für die Dokumentarfilmproduktion im Deutschen Fernsehen sind die Gespräche zwischen der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm/AG DOK und Vertretern der ARD jetzt ergebnislos abgebrochen worden. „Wir hätten zwar hier und da ein paar kosmetische und Verbesserungen erreichen können, aber in den zentralen Fragen hat sich die Sender-Seite keinen Millimeter bewegt“, resümiert AG DOK-Vorsitzender Thomas Frickel das Ergebnis der insgesamt sechs Verhandlungsrunden, an denen auch Produzenten aus dem Umfeld der vor kurzem gegründeten Dokumentarfilm-Sektion der Produzenten-Allianz beteiligt waren. „Wir brauchen keine Placebos mehr. Was wir brauchen, sind substantielle Fortschritte, die den kleinen unabhängigen Produktionsfirmen und ihrem wichtigen kreativen Potential das Überleben sichern!“
Ziel der Gespräche sollte die Vereinbarung fairer Vertragsbedingungen in einem Programm-Bereich sein, der zwar im Mittelpunkt des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags steht, der aber von den Sendern finanziell ausgetrocknet und vernachlässigt wird. Die Mittel für unabhängige Dokumentarfilmproduktionen stagnieren seit Jahren ohne Inflationsausgleich auf unterstem Niveau. Während jede einzelne Sendeminute mit Talkmaster Günter Jauch der ARD 4487,18 Euro wert ist, müssen zeit- und arbeitsintensive dokumentarische Programme mit einem Bruchteil dieses Betrages zurechtkommen.
Nicht zuletzt deshalb hatten die Bundesländer bereits 2008 in einer Protokollnotiz zum 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag gefordert, die Sender müssten Urhebern und freien Produzenten „ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung der Verwertungsrechte“ gewähren. „Wenn aber trotz monatelanger Verhandlungen für so genannte voll finanzierte Auftragsproduktionen noch nicht einmal die tatsächlichen Produktionskosten anerkannt werden, dann ist das weder fair noch ausgewogen.“ Die öffentlich-rechtlichen Sender nutzten dokumentarische Programme zwar gerne als Feigenblatt, wenn sie die Erfüllung ihres Informations- und Kulturauftrags betonen – aber keiner sagt, unter welchen Bedingungen solche Aushängeschilder des Qualitätsfernsehens entstehen. „Autoren und Regisseure, die im Dokumentarfilmbereich für freie Produktionsfirmen arbeiten, werden von allen Kreativen in der Medienbranche am miserabelsten bezahlt, sie kriegen keine Wiederholungshonorare und die Produzenten können aus den Erlösen noch nicht einmal die laufenden Betriebskosten finanzieren“, stellt die AG DOK fest. Einer entsprechenden Modellrechnung der Produzentenseite hat die ARD nicht widersprochen.
Statt dessen haben die Sender zentrale und für das wirtschaftliche Überleben der kleinen und mittleren Produktionsfirmen entscheidende Kalkulationsposten rigoros als „nicht verhandelbar“ bezeichnet. Abweichungen sollten allenfalls „im Einzelfall“ und „mit besonderer Begründung“ möglich sein. Diese starre Haltung brachte die Verhandlungen letztlich zum Scheitern. Denn, so die AG DOK: „Wenn wir das ARD-Angebot angenommen hätten, wären die meisten Produktionen auch weiterhin chronisch unterfinanziert - und, was noch schlimmer ist: wir hätten diesen Zustand akzeptiert und auf fünf Jahre festgeschrieben. Das ist mit uns nicht zu machen!“
Pressereaktionen auf den Abbruch der Verhandlungen:
Keine Einigung zwischen ARD und Dokumentarfilmern in BlickpunktFilm/mediabiz
AG DOK-Vorsitzender Thomas Frickel im Deutschlandfunk:
"Wir sind im Dokumentarfilmbereich diejenigen Beschäftigten im ganzen Mediensektor die am miserabelsten bezahlt werden. (...) Es muss sich jetzt substanziell etwas ändern, sonst wird ein großer Teil der Firmen, die es in der Branche gibt und der Leute, die davon leben, dokumentarisches zu liefern, das aufgeben müssen."