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Alternative Finanzierungs- und Verwertungsmodelle

Crowdfunding für Dokumentarfilmer*innen

von Wolfgang Gumpelmaier-Mach und Karsten Wenzlaff

Mittlerweile setzen zahlreiche Kreativschaffende, Startups und gemeinnützige Organisationen auf Crowdfunding. Auch im Filmbereich spielt diese Community-basierte Form der Projektfinanzierung eine immer größer werdende Rolle, da die Unterstützer*innen auf diese Weise direkt in ein Projekt eingebunden werden und so im Rahmen des Marketings als Botschafter*innen des Films agieren.

Filmprojekte zählen dabei sowohl in Deutschland als auch international innerhalb der Crowdfunding-Plattformen zu den bedeutendsten Kategorien. So rangieren über die Crowd finanzierte Filme auf der größten internationalen Plattform Kickstarter aktuell auf Platz vier aller gefundeten Projekte, auf der größten deutschen Plattform startnext sogar auf Platz zwei.

Will man ein Crowdfunding-Projekt starten, sollte man aber bedenken, dass dies oftmals harte Arbeit bedeutet und eine entsprechende Kampagne gut vorbereitet werden muss. Dieser Beitrag soll klären, welche Chancen Crowdfunding dennoch bietet und welchen Herausforderungen man dabei möglicherweise gegenübersteht.

 

Was ist Crowdfunding?

Crowdfunding ist eine innovative Form der Projektfinanzierung, bei der viele Menschen gemeinsam eine Idee oder ein Produkt finanziell unterstützen. Die Online-Crowd, also die breite Masse der Internetnutzer*innen, investiert dabei in ein Projekt und ermöglicht damit dessen Durchführung. Als Vorläufer von Crowdfunding gelten etwa Stuhlpatenschaften in Theatern oder Subskriptionsmodelle im Buch- und Verlagswesen. Aber erst mit dem Aufkommen des Internets und der Etablierung von sozialen Medien hat es sich zu dem entwickeln können, was es heute ist: eine transparente und offene Form der Kapitalbeschaffung.

Man unterscheidet vier Arten von Crowdfunding:

http://crowdfunding-service.com/wp-content/uploads/2016/01/Die-4-Arten-des-Crowdfundings.jpg

Quelle: crowdfunding-service.com

Equity-based Crowdfunding (Beteiligungsmodell): Investor*innen erhalten hier Gegenleistungen in Form von Erfolgsbeteiligungen am unterstützten Startup bzw. Unternehmen

Lending-based Crowdfunding (Darlehensmodell): Bei diesem Modell werden Mikrokredite zwischen Privatpersonen/Unternehmen vergeben, die verzinst zurückgezahlt werden.

Reward-based Crowdfunding (Belohnungsmodell): Die Unterstützer*innen bekommen ideelle oder materielle Gegenleistungen, abhängig von der Höhe ihres Fundingbetrags.

Donation-based Crowdfunding (Spendenmodell): Ist die Spenden-basierte Variante, bei der es vor allem um das gute Gefühl geht, ein sinnvolles Projekt unterstützt zu haben.

 

Wie funktioniert Crowdfunding?

Projektinhaber*innen präsentieren ihre Ideen zumeist auf spezialisierten Crowdfunding-Plattformen, die die technische und rechtliche Infrastruktur bereitstellen und sich um den Geldtransfer sowie das Unterstützer*innen-Management kümmern. Im Gegenzug behalten sie bei erfolgreicher Umsetzung einer Kampagne bis zu zehn Prozent Provision ein. Hinzu kommen in vielen Fällen noch die Payment-Gebühren, etwa für Bezahldienste wie PayPal. Die meisten Crowdfunding-Plattformen funktionieren zudem nach dem „Alles-oder-Nichts“ Prinzip. Die Projektinhaber*innen erhalten ihr Geld also nur, wenn sie die angestrebte Zielsumme in der zuvor festgelegten Zeit (durchschnittlich ca. 30 bis 45 Tage) erreichen.

Zur Präsentation der eigenen Idee auf der Crowdfunding-Plattform dient vor allem das Video, in dem man sich selbst und das Projekt in maximal zwei bis drei Minuten mit den wichtigsten Informationen (wer, was, warum, wie, wieviel) vorstellen sollte. Im Text darunter können Projektinhaber*innen ihre Idee noch ausführlicher beschreiben, mit Bildern, Infografiken und weiterem Video- oder Tonmaterial hinterlegen, um das Besondere an iher Idee herauszuarbeiten.

Im Filmbereich hat sich seit jeher das reward-basierte Modell (auch „Belohnungsmodell“ ) durchgesetzt, da sich auf diese Weise das fertige Produkt – der Film – in all seinen Facetten am besten verkaufen und vermarkten lässt. Insofern spielen auch die angebotenen Gegenleistungen hier eine große Rolle. Gängige Prämien sind Namensnennungen im Abspann oder Nennungen als Co-Producer in der IMDB. Auch Filmdownloads, Early Bird DVDs oder Premiereneinladungen mit Meet & Greet sind häufig anzutreffen. Je kreativer und einzigartiger die Prämie aber ist, desto verlockender kann sie sein. Wichtig dabei: die Hauptprämie sollte im „leistbaren“ Bereich sein, also in der Regel unter 100 EUR.

Abseits der Projektseite geht es vor allem darum, möglichst viele Menschen über das Projekt zu informieren und im Idealfall zur finanziellen Unterstützung zu bewegen. Über Facebook, Twitter, Instagram und andere Netzwerke kann die eigene Online-Community relativ einfach erreicht werden, aber auch ein Aufruf per E-Mail an private und berufliche Kontakte ist in der Regel äußerst hilfreich. Daneben spielt aktive Pressearbeit eine nicht unwesentliche Rolle, ebenso wie die Vernetzung mit eventuellen Partner*innen und Interessent*innen bei diversen Branchenveranstaltungen. Je früher man mit diesen Kommunikationsmaßnahmen beginnt und sich eine Community aufbaut, desto besser.
Denn: ohne Crowd kein Crowdfunding!

Welche Plattformen sind für (Dokumentar-) Filme geeignet?

Dokumentarfilmer*innen aus Deutschland stehen gleich mehrere Plattformen zur Realisierung ihrer Projekte zur Auswahl: startnext (DE), Visionbakery (DE), wemakeit (CH), Indiegogo (US) oder Kickstarter (US). Alle genannten Plattformen sind nicht nur für Filmprojekte, sondern auch für Ideen aus allen Bereichen der Kreativwirtschaft, der Technologie und zum Teil auch aus dem Sozialbereich offen.

Allerdings: Indiegogo ist die einzige Plattform unter den genannten, die Projektinhaber*innen erlaubt zwischen „fixed funding“ (also dem Alles-oder-Nichts-Ansatz folgend) und „flexible funding“ zu wählen. Im „flexible funding“-Modell erhält der*die Projektinhaber*in das Geld der Supporter*innen auch dann, wenn die Zielsumme nicht zustande kommt. Abgesehen davon hat Indiegogo als Vernetzungsplattform für Filmprojekte begonnen und mit Distribber.com sogar eine eigene Video-on-Demand-Aggregationsplattform im Unternehmenspool. Zudem hat Indiegogo mit der Funktion InDemand begonnen auch nach dem erfolgreichen Abschluss Kampagnen (auch von Kickstarter) weiterlaufen zu lassen.  

Kickstarter war lange Zeit nur für Projektinhaber*innen offen, die ein Bankkonto bzw. den Wohnsitz/Firmensitz in einem Land vorweisen konnten, in dem die Plattform aktiv war. Seit dem Frühjahr 2015 ist die Plattform auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv und stellt somit eine starke Konkurrenz für hiesige Plattformen dar. Allerdings wird Kickstarter immer mehr zur „Shopping-Plattform“, über die Lifestyle, Tech-Produkte oder auch Games vorverkauft werden. Ebenso wie Indiegogo ist Kickstarter vor allem für international ausgerichtete Projekte empfehlenswert, die ein Publikum über die Grenzen Deutschlands hinaus erreichen möchten.

Handelt es sich um eher lokale, regionale oder nationale Themen, dann kommt den hiesigen Plattformen eindeutig mehr Relevanz zu, vor allem auch, weil sie einen Bezug zu länderspezifischen Eigenheiten herstellen können (Bezahlsysteme, Sprache, Kommunikationskultur etc.) und zudem oftmals eine höhere Serviceorientierung haben.

Als Nischenplattform speziell für Filmprojekte hat sich in Deutschland die Plattform CineDime positioniert, die allerdings im Bereich des equity-basierten Crowdfundings aktiv ist. Einen gesamtheitlichen Ansatz verfolgt die internationale Plattform seedandspark.com, über die Filme nicht nur finanziert, sondern auch vertrieben werden können.

Eine eindeutige Präferenz abzugeben ist jedoch kaum möglich, denn bei der Auswahl der richtigen Plattform spielen viele Faktoren eine Rolle: etwa das verwendete Bezahlmodell, die Plattform-Gebühren, die Sprachauswahl, die Bekanntheit oder die Usability. Ratsam ist es daher, sich mit diesen Plattformen näher zu beschäftigen, Projekte zu unterstützen und sich gegebenenfalls mit den Betreiber*innen, aber auch anderen Projektinitiator*innen, in Verbindung zu setzen.

 

Welche Projekte werden über Crowdfunding realisiert?

Gegenüber anderen Projekten haben Dokumentationen einen wesentlichen Vorteil: sie handeln oft von Themen, die viele Menschen interessieren oder sich in (extremen) Nischen abspielen. Zudem stecken oft jahrelange Recherchearbeiten in diesen Projekten. Eine gute Voraussetzung, um hochwertigen Content zu veröffentlichen, das Projekt Schritt für Schritt bekannt zu machen und eine Community rund um ein Thema aufzubauen.

Oftmals sind es politische oder gesellschaftsrelevante Themen, die bei der Crowd auf Zuspruch stoßen. Immer wieder aber überraschen auch Projekte mit kleinen, dafür äußerst homogenen Communities. Zu beobachten ist in den meisten Fällen, dass oftmals Projekte erfolgreich sind, die es schaffen nicht nur Begeisterung für ein Projekt zu wecken, sondern eine Bewegung rund um ein Thema aufzubauen.

Der Hamburger Filmemacher Dietmar Post etwa nutzte Crowdfunding um seinen Film Franco’s Settlers ohne Beteiligung eines Senders fertigzustellen und sammelte über die spanische Plattform Lanzanos dafür mehr als 17.000 EUR ein.

Der Österreicher Wolfgang Almer wiederum nutzte 2014 die Plattform Kickstarter für seinen Leo "Bud" Welch Documentary Movie, in dem er einen US-Blues Musiker begleitet, der im vergangenen Jahr im Alter von 82 Jahren sein Debütalbum veröffentlichte.

Mit Hilfe der Crowd sicherten sich die Brüder Arash und Arman Riahi den Weiterbestand der Webplattform zu ihrem Cross-Media Projekt Everyday Rebellion, das sich mit den unterschiedlichen Facetten des gewaltlosen Widerstands beschäftigt.

Die Filmemacherinnen des Projekts Where to, miss?, einem Dokumentarfilm über Taxifahrerinnen in Indien in der Regie von Manuela Bastian, wandten sich über die eigene Webseite an ihre Fans und baten um finanzielle Unterstützung.

Ähnlich machten es auch die Produzent*innen Leslie Franke und Herdolor Lorenz von KernFilm mit ihrem Dokumentarfilm Water makes Money über den Zusammenhang von privat-öffentlichen Partnerschaften in der Wasserwirtschaft und deren Einfluss auf die Verbraucher*innenpreise und die Qualität der Wasserversorgung. Die Gelder zur Realisierung ihres Projektes sammelten sie über sogenannte Subskriptionen ein, zudem half die Community auch in Sachen Recherche mit.

Enno Seifried hat sich mittlerweile bereits sieben Mal an die Crowd gewandt, um seine Lost Places Leipzig-Reihe zu finanzieren und unters Volk zu bringen.

Die Berliner Regisseurin Claudia Rorarius hat ebenfalls bereits Erfahrung mit Crowdfunding. Nachdem sie 2011 die Kinopremiere ihres halb-fiktionalen, halb-dokumentarischen Film Chi l’ha Visto auf diese Weise finanzierte, hat sie sich im Jahr 2017 für die Realisierung von Ken - The Movie erneut dem Crowdfunding zugewandt. Vor allem die Einbeziehung des Musikers und Hauptdarstellers Ken Stringfellow (The Posies, R.E.M., Big Star etc.) und seiner Fans vor, während und nach der Crowdfunding-Kampagne machen das Projekt einzigartig.

Besondere Aufmerksamkeit hat das Projekt Filmrettung - Stadt Ohne Juden des Filmarchiv Austria erhalten. Über 86.000 EUR kamen auf der Plattform wemakeit für die Restaurierung bisher verschollener Filmteile zustande.

 

Die Möglichkeiten scheinen fast unbegrenzt. Allerdings liegen die durchschnittlichen Summen beim Crowdfunding – wie auch bei den erwähnten Beispielen – zwischen 5.000 EUR und 25.000 EUR. Eine Ausnahme stellt mit über 217.000 EUR die Dokumentation Am Borsigplatz geboren* über Franz Jacobi, den Gründer des BVB, dar.

 *Am Borsigplatz geboren

 

Welche Voraussetzungen sollte man als Crowdfunder*in erfüllen?

Projektinhaber*innen sollten vor allem drei Dinge beachten, wenn sie eine Crowdfunding-Aktion starten möchten: sie sollten Bereitschaft zeigen, mit ihrem (potenziellen) Publikum auf Augenhöhe zu kommunizieren, denn eine transparente Kommunikation ist beim Crowdfunding Pflicht. Das kostet natürlich Zeit, die man im Idealfall im Vorfeld einplant. Denn es fließen einerseits viele Stunden in die Vorbereitung einer Kampagne und die Interaktion mit den Fans, andererseits müssen auch die versprochenen Gegenleistungen eingelöst oder verschickt werden. Insofern braucht es vor allem Engagement. Ohne eigene Überzeugung wird es nämlich schwierig, ein Projekt erfolgreich abzuschließen.

 

Welche steuerlichen und rechtlichen Aspekte sind zu bedenken?

Bei rechtlichen Aspekten sind viele Projektbetreiber*innen oft sehr verunsichert, zum Beispiel in Fragen des Urheberrechts und Steuerrechts. Gerade bei großen Projekten empfiehlt es sich, sich Beratung von Anwält*innen und Steuerberater*innen zu holen.

Einnahmen aus Crowdfunding-Kampagnen sind grundsätzlich steuerpflichtig, insbesondere ist Umsatzsteuer und Einkommensteuer abzuführen. Es ist keinesfalls so, dass Einnahmen über Crowdfunding-Plattformen als Schenkung zu betrachten sind und deswegen steuerfrei sind, denn für eine Schenkung hat die Gesetzgebung eindeutige Kriterien bestimmt, unter anderem, dass in der Regel keine Gegenleistung zu erwarten ist. Damit fallen viele Crowdfunding-Projekte auf reward-based Plattformen aus dieser Kategorie und müssen versteuert werden.

Wer als Filmemacher*in materielle Gegenleistungen anbietet, zum Beispiel den Film als Download, eine DVD oder ein Filmplakat, muss daher für den Vorabverkauf dieser Produkte Umsatzsteuer einkalkulieren und auch sofort nach Beendigung der Kampagne abführen. Dies trifft natürlich nur zu, wenn man nicht als Kleinunternehmer*in von der Umsatzsteuer befreit ist. Allerdings werden die meisten Crowdfunding-Kampagnen die Obergrenze für Kleinunternehmen (derzeit 17.500 EUR Umsatz im Jahr und im Vorjahr nicht mehr als 51.000 EUR) sehr schnell überschreiten.

Etwas komplizierter ist der Sachverhalt bei Sponsoring. Wenn ein*e Filmemacher*in das Logo eines Unternehmens auf der Filmwebseite aufführt, ist in jedem Fall Ertragssteuer, also beispielsweise Einkommensteuer oder Körperschaftssteuer, zu entrichten. Die Höhe der Umsatzsteuer hängt aber grundsätzlich davon ab, wie hoch der Wert des Sponsorings im Vergleich zum gezahlten Betrag ist. Das ist natürlich etwas schwer zu bestimmen – angenommen aber, ein*e Filmemacher*in gibt an, dass ein Sponsoring mit einem Betrag von 500 EUR möglich wäre, er*sie erhält aber von einem Unternehmen 5.000 EUR, dann sind nur die 500 EUR umsatzsteuerpflichtig. Wenn allerdings das Unternehmen 2.600 EUR gegeben hätte, dann wären die vollen 2.600 EUR umsatzsteuerpflichtig. Faustregel ist, dass die Umsatzsteuer nur auf den Gegenwert bezahlt wird, wenn der gezahlte Betrag mehr als doppelt so hoch ist wie der Wert der erworbenen Leistung.   

Leider kann man daraus aber nicht ableiten, dass dies auch für die obigen materiellen Gegenwerte gilt. Wenn man beim reward-based Crowdfunding eine DVD zum Preis von 10 EUR anbietet und man erhält von einem*einer Unterstützer*in für die DVD 25 EUR, weil dem*der Unterstützer*in der Film sehr wichtig ist, dann muss man dennoch auf die 25 EUR die volle Umsatzsteuer bezahlen.

Umfassende Infos zum Thema Crowdfunding und Steuern sind hier zu finden: crowdfunding.de/Crowdfunding-Steuern.pdf

Es gibt vermutliche viele Filmschaffende, die weder Umsatzsteuer noch Einkommenssteuer für ihr Crowdfunding bezahlen und das Geld vom Konto direkt für die Ausgaben verwenden. Aber für die Finanzämter ist es relativ einfach, über die Plattformen Verkäufe und Geldströme nachzuprüfen, auch wenn das bisher selten geschieht. Um Steuernachzahlungen zu vermeiden, sollte man die Crowdfunding-Einnahmen von vornherein steuerrechtlich einplanen.

Eine weitere rechtliche Frage bezieht den Themenkomplex Urheberrecht mit ein. Hier werden wir oft von Filmemacher*innen gefragt, wie man Filmideen schützen kann, wenn man sie auf einer öffentlichen Plattform ins Netz stellt. Grundsätzlich sind Ideen erstmal nicht urheberrechtlich geschützt. Erst wenn eine gewisse Schöpfungshöhe erreicht ist, könnte man gegen Nachahmer*innen vorgehen. Das ist zum Beispiel dann gegeben, wenn ein Drehbuch oder ein längeres Exposé oder Treatment vorliegt. Unseres Wissens nach kommt es aber sehr selten bzw. fast gar nicht vor, dass Filmideen von Crowdfunding-Plattformen kopiert werden. Der positive Effekt, dass eine Filmidee mit dem*der Filmemacher*in assoziiert wird, überwiegt unserer Einstellung nach die Gefahren des Ideenklaus.

 

Crowdfunding ist mehr als nur Finanzierung

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man Crowdfunding keineswegs nur als reines Finanzierungstool sehen sollte. Oftmals überwiegen die positiven Nebeneffekte. So wird etwa in der Zeit der Crowdfunding-Kampagne permanent kommuniziert. Mit den Fans, dem Publikum, den Medien, den Kolleg*innen, dem Team, den Partner*innen. Dabei vergrößert sich das Netzwerk laufend und es ergeben sich neue Wege oder spannende Kooperationen. In der Regel empfiehlt das Netzwerk das Projekt auch (gerne) weiter und so entstehen zusätzliche Marketingeffekte. In manchen Fällen dient die Crowd sogar als Recherchepool und steuert Material bei oder unterstützt bei der Recherche.

Insofern wird Crowdfunding in Zukunft eine immer größere Rolle spielen und besonders Dokumentarfilmer*innen sollten sich damit auseinandersetzen, um ihre Filme auch in einer immer stärker digitalisierten Welt einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dabei ist festzuhalten, dass sich mit Crowdfunging vor allem kleinere Projekte schnell und nachhaltig realisieren und finanzieren lassen. Es ist empfehlenswert, ein großes Projekt in mehrere kleine Projekte aufzuteilen, weil einerseits nach wie vor nur niedrige Summen via Crowdfunding erreicht werden können. Andererseits aber lässt sich so die Crowd viel zielgerichteter einbinden und Schritt für Schritt aufbauen, was längerfristig den Filmemacher*innen und ihren Projekten im Sinne des Marketings und der Verbreitung ihrer Themen zugute kommt.

 

Literatur

Zum Thema Crowdfunding und Film/Dokumentarfilm empfehlen wir zusätzlich folgende Publikationen/Artikel:

Blenskens, Gumpelmaier, Roß, Wenzlaff (Hrsg.): Crowdfunding für große und kleine Bühnen – Handbuch für Crowdfunding-Kampagnen, epubli (1. Auflage), Berlin 2013

Ebenhan, Marie: Crowdfunding im Film – Alternative Finanzierungsmöglichkeiten bei Deutschen Filmproduktionen, epubli (1. Auflage), Berlin 2012

Gumpelmaier, Wolfgang: Crowdfunding zur Indiefilm-Finanzierung, verfügbar unter https://www.vinett-video.de/ratgeber/crowdfunding-zur-indiefilm-finanzierung (15.06.2015)

Gumpelmaier, Wolfgang: Die TOP 10+ Crowdfunding-Projekte im Film 2014, verfügbar unter http://www.ikosom.de/2014/12/28/die-top-10-plus-crowdfunding-projekte-im-film-2014/ (15.06.2015)

Gumpelmaier, Wolfgang (2015): Ein Hoch auf die Crowd. In: TAKE #5 – Magazine for Film Professionals 2015, Bozen 2015. Seite 126-129.

Gumpelmaier, Wolfgang (2014): Geld vom Schwarm: 10 Tipps für eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne, In: t3n Magazin Nr. 37, yeebase media GmbH, Hannover 2014. Seite bzw. online verfügbar unter http://t3n.de/magazin/10-tipps-fuer-erfolgreiche-crowdfunding-kampagne-geld-236721/

Rieth, Paul: DOK & CROWD. Dokumentarfilme finanzieren und verwerten, UVK Verlagsgesellschaft (1. Auflage), Konstanz 2015

Röthler, David und Akin-Hecke, Meral (Hrsg.): Das neue Arbeiten im Netz, Verlag edition mono/monochrom (1. Auflage), Wien 2014

Blog der vinett-video Mediaservice GbR, verfügbar: https://www.vinett-video.de/blog

Gesprächsrunde zum Thema "Crowdfunding für Kulturprojekte", Kunststoff 25,  verfügbar unter:
http://www.kulturvernetzung.at

Interviews mit diversen Filmemacher*innen im Blog auf www.socialfilmmarketing.com

Zu Spendenrecht und Crowdfunding http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/BMF_Schreiben/Steuerarten/Einkommensteuer/2017-12-15-Spendenrecht-Crowdfunding.pdf;jsessionid=515112BBB855BF8916915EFBCB9AAB02?__blob=publicationFile&v=2 

Crowdfunding-Plattformen

Startnext
VisionBakery
wemakeit
Indiegogo
Kickstarter 
Seed&Spark
Cinedime

 

Autoren

Wolfgang Gumpelmaier-Mach beschäftigt sich seit 2010 intensiv mit dem Thema Crowdfunding und hat in dieser Zeit über 100 Projekte beraten, betreut und mehrere eigene Projekte auf diese Weise finanziert. Als Crowdfunding-Berater ist er in Österreich, Deutschland und der Schweiz aktiv und begleitet angehende Crowdfunder*innen bei der Planung ihrer Kampagnen. Er hält regelmäßig Vorträge und Workshops, forscht am Institut für Kommunikation in Sozialen Medien zum Thema Crowdfunding und ist aktuell im EU-Interreg Projekt www.crowdfundport.eu aktiv. Er betreibt das Info- und Serviceportal www.Crowdfunding-Service.com, ist Herausgeber des Crowdfunding-Newsletters und gibt im Rahmen seiner monatlichen Crowdfunding-Sprechstunde in der Tabakfabrik Linz Kreativschaffenden aus Oberösterreich Tipps rund um Crowdfunding.

Karsten Wenzlaff ist Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien. Er beschäftigt sich intensiv mit den Themen Crowdfunding und Crowdsourcing, ist Herausgeber des ersten Crowdsourcing-Reports und diverser Studien zum Thema Crowdfunding und Crowdinvesting. Seit 2011 hat er mehrere Branchentreffen der Crowdfunding-Szene organisiert. Er war Referent bei zahlreichen Kongressen zum Thema Crowdfunding und hat den Kongress „The Future of Crowdfunding“ organisiert. Er ist Mitglied des European Crowdfunding Stakeholder Forums der Europäischen Union und Geschäftsführer des Bundesverband Crowdfunding. Karsten Wenzlaff lehrt an der Universität Hamburg und an der Hochschule Bremen.

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