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Alternative Finanzierungs- und Verwertungsmodelle

Crowdfunding aus Verleihersicht

von Susanne Binninger

Verleiher*innen sehen Crowdfunding als Finanzierungsinstrument für Filmprojekte mitunter kritisch.   Beim Crowdfunding für Filmprojekte ist es gängige Praxis DVDs als Gegenleistung für supporter auszugeben oder Einladungen zu Sonderscreenings, Meet-and-Greets etc.; dieses Prämiensystem greift in die Auswertung ein bzw. nimmt diese Phase teilweise vorweg.

Die Kosten für Herstellung und Versand von Prämien-DVDs und anderen Geschenken, wie auch die Organisation von Sonderveranstaltungen, müssen vorab kalkuliert und finanziert werden. Sie können nicht später auf den Verleih/Vertrieb abgewälzt werden, auch wenn sie dessen Tätigkeitsfeld berühren.

Die ausgegebenen DVDs sind oft identisch mit Kauf-DVDs, aber nicht mit einem Kopierschutz versehen, d.h. sie können kopiert und weitergegeben werden. Weil sich die crowd als teilhabende und teilende community versteht, existiert kein Unrechtsbewusstsein bezüglich der Verletzung von Urheberrechten. Die Supporter*innen haben dafür „bezahlt“; das heißt sie werden weder selbst ins Kino gehen oder eine DVD erwerben noch ihre Freund*innen ins Kino schicken, sondern eher Privatscreenings veranstalten und Leute dazu einladen. Aus Verleiher*innensicht ist die crowd deswegen eher keine Multiplikatorin; sie "will etwas haben".

Wenn Crowdfunding als Finanzierungsinstrument genutzt wird, sollte man bereits in der Konzeption der Prämien die Auswertung mitbedenken, im Idealfall zusammen mit dem*der künftigen Verleiher*in. Wenn der*die Verleiher*in später einsteigt, ist es ratsam die „Karten auf den Tisch zu legen“, sprich offen Auskunft über die versprochenen Prämien zu geben. Da der Finanzierungsanteil durch Crowdfunding-Kampagnen doch eher gering ist (i.d.R. unter 10%), ist es sinnvoll genau abzuwägen, ob das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen stimmt und ob die Kampagne dem Marketing für das Projekt in der Auswertungsphase eher nutzt oder doch schadet.
 

Autorin

Susanne Binninger ist Autorin und Regisseurin von Dokumentarfilmen (u.a. REINE MÄNNERSACHE, FIGHTER). Zusammen mit Andreas Goldstein produziert sie in ihrer gemeinsamen Firma Oktoberfilm ausgewählte Filmprojekte, und lehrt Dokumentarfilm an Filmhochschulen (dffb, Filmuniversität Babelsberg, filmArche Berlin). Susanne Binninger ist seit 2017 zweite Vorsitzende der AG DOK (Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm) und setzt sich in ihrer Vorstandsarbeit vor allem für den unformatierten Dokumentarfilm ein. 

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