AG DOK - Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V.
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Alternative Finanzierungs- und Verwertungsmodelle
Inhaltsverzeichnis
Cross Promotion
Cross Promotion besteht aus begleitenden und oft medienübergreifenden Werbemaßnahmen, die von mehreren Partner*innen durchgeführt werden. Am erfolgreichen Kino-Dokumentarfilm Unsere Ozeane der Regisseure Jacques Perrin und Jacques Cluzaud lassen sich tatsächlich realisierte und weitere mögliche Cross Promotion-Maßnahmen aufzeigen:
Die Produzent*innen fanden mit dem Ölkonzern Total, Electricité de France, Suzuki, der Weltraumagentur Esa und der Lebensmittelkette Edeka Sponsorenfirmen für ihr Projekt. Aber auch Forschungsorganisationen wie der Census of Marine Life, der eine „riesige Volkszählung im Meer“ veranstaltet hatte, unterstützten das Projekt. Sponsor Edeka versprach in eigenen Anzeigen „nachhaltigen“ Fisch und warb Zuschauende mit einem Gewinnspiel für den Film. Zu gewinnen gab es 1000 Freikarten und als ersten Preis eine Waschmaschine (Zeit.de). Der Sponsor nutzte also die bestehende Zusammenarbeit für ein Gewinnspiel zum Film, um seine Käufer*innen über die Nachhaltigkeit seiner Lebensmittel zu informieren und um ihnen gleichzeitig über die Gewinne einen Mehrwert zu bieten.
Man hätte hier sicher auch Premierenkarten verlosen können oder ein „Meet & Greet“ (ein exklusives persönliches Zusammentreffen) mit den Regisseuren im Rahmen der Premierenfeier durchführen können. In anderen Fällen bieten sich vielleicht auch einmal „Meet & Greet“ mit den Hauptakteur*innen der Dokumentation, dem*der Autor*in der Filmvorlage oder der realen Person an, auf der ein dokumentarisches Projekt basiert. Zudem hätte man natürlich einen Stand auf der Premierenveranstaltung für Edeka organisieren können, an dem vom Lebensmittelhändler Fisch und Getränke serviert werden oder ein Display für Edeka aufstellen können. Man hätte für eigene Previews für Edeka-Kunden*innen vor Filmstart in einigen deutschen Städten Kinosäle anmieten können.
Nicht mehr wegzudenken sind für Markenpartner PR- und Social Media Posts mit Fotos aus dem Film und Fotos von den Dreharbeiten. Dies ist eine gute Möglichkeit, um die Kooperation über einen längeren Zeitraum positiv an Medien und Kunden*innen zu kommunizieren. Auch auf der eigenen Kund*innen-Website kann so über den Film gesprochen werden.
Bilder aus dem Film können für TV-Spots und Werbeanzeigen der Markenpartner genutzt werden, die somit ihrerseits wieder Werbung für den Film machen und die Verleihfirmen unterstützen. Falls bekannte Protagonist*innen mitwirken, können diese auch als Testimonials für die Marke gebucht werden. Aktuell hat das Regisseur-Duo von „Unsere Ozeane“ den Film „Unsere Wildnis“ veröffentlicht. Der Erzähler im Film ist Schauspieler Sebastian Koch, zuletzt u.a. in der TV-Serie „Homeland“ zu sehen. Aufgrund seiner Bekanntheit könnte man mit ihm eine Testimonial-Aktion für eine Marke andenken. Da bei TV-Spots und Anzeigen der Marke zum Film in der Regel große Mediabudgets involviert sind, erhalten die Brands die Bilder hierfür oft im „Bartering“ (im Gegengeschäft, ohne dass Geld fließt).
Wird ein Kinotrailer oder TV-Trailer zum Film produziert, so kann der Markenpartner in diesen Trailer einbezogen werden. Die Marke kann auch mit Logo auf das Kinoplakat aufgenommen werden. Auf der Website zum Film könnten die Unternehmen mit Bannern oder Videoclips werben. Die Preise, die der*die Produzent*in hier mit den Markenpartnern oder Fremd-Inseraten erzielen kann, richten sich nach den Klick-Raten auf der Website, die allerdings oft sehr gering vergütet werden (zB. 2 EUR pro Tausend Klicks pro Banner, möglicherweise höher bei special interest-Seiten). In der DVD zum Film kann eine Werbebeilage für den Kunden*die Kundin platziert werden.
Bei einem großen dokumentarischen Projekt kann man sogar über ein Video Game zum Film nachdenken. Dies rechnet sich i.d.R. erst bei einer internationalen Auswertung und wäre z.B. für „Unsere Ozeane“ vorstellbar. Der*die User*in könnte ein „Video-Spiel in der Unterwasserwelt“ zum Download erhalten, in der z.B. Sponsor Edeka bestimmte Items mit Spielvorteilen zur Verfügung stellt oder im Vorspann erscheint. Natürlich könnten auch Licensing- bzw. Merchandising-Produkte für „Unsere Ozeane“ erstellt werden, wie zum Beispiel Sammelmappen und Stifte für Schüler*innen in Kooperationen mit einem Schreibwarenhersteller für den Abverkauf am POS (Point-of-Sale) im Shop.
Grundsätzlich gilt: Alle Maßnahmen sind im Detail mit allen beteiligten Parteien im Vorfeld abzustimmen. Da dies ein aufwändiger und langfristiger Prozess ist, macht es für beide Seiten Sinn in die Konzeption und Umsetzung eine Agentur mit einzubeziehen, die die Aktionen auch finanziell bewerten kann.